Projektreibungen reiben Projekte auf

Mittwoch, 29. Februar 2012

In meiner Zeit als Projektleiter war das Thema Reibungsverluste bei mir allgegenwärtig - also in JEDEM Projekt vorhanden. Woran habe ich das gemerkt? Einerseits an mir selbst, wenn ich das Gefühl hatte im Projekt nicht voran zu kommen und dachte "heute war ich ineffizient und habe eigentlich nichts gemacht, sondern nur geredet". Andererseits an Reaktionen von Teammitgliedern, die sagen "Ich kann nicht weitermachen, weil mir etwas von jemand anderem fehlt." also blockiert sind. 


Diese zwei Beobachtungen führten bei mir dazu, dass ich mich unter Druck gesetzt fühlte und mich sogar selbst aktiv unter Druck gesetzt habe, denn man möchte ja voll am Projekt arbeiten und es voran bringen. Schliesslich hat man keine Zeit zu verschenken. 

Aus diesem Grund habe ich mich am nächsten Tag wieder den eigentlichen Projektthemen gewidmet und effizient an Zeitplanung, Fortschrittsanalyse und Kostenübersicht gearbeitet - ganz für mich alleine. Schliesslich ist das ja die Aufgabe des Projektleiters, und der war ich. 


Leider folgten den scheinbar effizienten Tagen wieder ineffiziente und ich bemerkte recht schnell, dass sich dieses Muster wie eine Achterbahnfahrt wiederholte. Schlimmer noch, je mehr ich mich den Projektproblemen widmete, desto grösser wurden die Beziehungsprobleme und ich hatte das Gefühl mir läuft die Zeit für das Projekt davon. Die Reibungsverluste wurden also grösser. Warum war das so? Nun, wenn ich mich um das Eine (den Projektinhalt) gekümmert habe, dann habe ich das Andere (die Projektbeziehungen) vernachlässigt. Und wir wissen alle, dass Beziehungen nicht besser werden, wenn man sich nicht um sie kümmert. 


Im Umkehrschluss bedeutet das, dass ein Projekt effizienter wäre, wenn die Beziehungen besser wären, weil die Zusammenarbeit besser wäre. 


Das Problem: 

In einem Projekt wird vorausgesetzt, dass man zusammenarbeitet. Der Focus wird deshalb auf die Erreichung des Projektziels (den Projektinhalt) gelegt. Oft wird dabei vergessen, dass die Voraussetzungen für eine Zusammenarbeit erst geschaffen und die Beziehungen zwischen allen Beteiligten aufgebaut und erhalten werden müssen. Das hört sich nach viel Aufwand an, der das Projekt scheinbar zusätzlich belastet. 


Wer diese Haltung einnimmt hat noch nicht erlebt, dass es effektiver ist sich den Beziehungsfragen zu widmen als den Inhaltsfragen. Das Projekt läuft dann reibungsloser und unter Umständen sogar schneller als geplant. Es wäre einen Versuch wert das in euren Projekten zu beweisen.

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